trace pattern I [1997]
27.02.2009
Die Installation trace pattern ist erste Station von inoutSite, das Raumgeometrie von Bewegung von Menschen auf öffentlichen Plätzen ableitet. Eine Kamera nimmt die Situation in einer offenen Fläche wahr, die Personen werden anhand dieser Bilder verfolgt (hier nur 2), ihre Bewegungsspur berechnet und miteinander verglichen. Ist der Ort, wo eine Person hingeht oder herkommt identisch mit dem Ort, wo eine andere Person sich hin orientiert/den sie verläßt, dann wird Abstand und Winkel zwischen den Bewegungsbahnen berechnet und überprüft, ob diese in eine Raumgeometrie passen, welche als eine Erweiterung der Proportionenlehre (basierend auf dem goldenen Schnitt) gesehen werden kann. Ist dies der Fall, werden an die Aufenthaltsorte der Personen geometrische Muster angelagert, die Parkettierung von regulären Polygonen sind. Die Muster bilden eine Art Netzwerk zwischen den beiden Personen. Bewegen sie sich fort, so wird das Muster nicht weiter gezeigt. Verweilen sie, bauen sich verschiedene Varianten der Polygonanlagerungen auf und ab. Gleichzeitig sind Akkorde hörbar, die aus den Seitenlängen der Polygone abgeleitet sind. Gibt es eine Entsprechung zwischen Klang und Muster?
Gleich der Funktionsweise eines Seiteninstruments wird die Geometrie (die Seitenlänge der Polygone) in Klänge umgesetzt.
Während diese Muster angezeigt werden, kann der Betrachter sich selbst (repräsentiert als eine Kugel) innerhalb des Musternetzes betrachten. Er kann überprüfen, ob diese Muster etwas mit seinem Raumempfinden zu tun haben oder nicht. Er kann spielerisch erproben, sich so zu verhalten, daß zwischen ihm und einem Nachbar Muster entstehen. und die Regeln des virtuellen auf den realen Raum übertragen.
Sowie hexagonale Muster in der Geographie zur Beschreibung der “Zentralität der Orte” (W. Christaller, Die zentralen Orte in Süddeutschland”, Jena 1933), also der wirtschaftlichen Vernetzung von Siedlungen untereinander, herangezogen wurden, möchte ich mit wesentlich komplexeren Netzen Möglichkeiten anbieten, Raumelemente ebenfalls vernetz- und planbar, aber auch adaptionsfähiger zu machen. Die interaktive Installation ermöglicht, Nähe und Distanzwunsch zu Personen überprüfbar zu machen. Im weiteren Verlauf wird die Perspektive umkippen aus der Beobachtersituation “Froschperspektive” in die Position des Betrachteten, der mit seinen Bewegungen (virtuellen) Raum generiert.
“… Der größte Teil dessen, woraus unsere Körper und Gehirne bestehen, wird schließlich fortwährend ersetzt, und nur die Strukturen oder Muster bleiben erhalten. Außerdem scheint die Materie selbst lediglich vorübergehend zu exisiteren, weil sie von einer Form in eine andere umgewandelt werden kann. … Die Materie selbst ist also nebulös und flüchtig, und es ist gar nicht unvernünftig anzunehmen, daß die Beständigkeit des “Selbst” mehr mit der Erhaltung von Strukturen zu tun haben könnte als mit der Erhaltung von vorhandenen materiellen Teilchen.”
Roger Penrose: “Schatten des Geistes”, Heidelberg 1995